LIP Bild Lipper lassen keinen allein 2022
Lipper lassen keinen allein – So geht Zivilcourage!
Hinsehen, Handeln, Hilfe holen – genau das taten 16 Menschen auf vorbildliche Art und Weise. Dafür wurden sie nun von der Polizei Lippe und dem DRK-Kreisverband Lippe e.V. geehrt.
Nina Ehm

„Sie alle haben nicht weggeschaut, als andere Menschen Ihre Hilfe brauchten. Sie haben in nicht alltäglichen, teilweise sogar gefährlichen Situationen Zivilcourage gezeigt. Ihr Handeln war nicht selbstverständlich, sondern herausragend und absolut vorbildlich!“ – So fasste der stellvertretende Landrat Rainer Grabbe die Leistung der geladenen 16 Gäste bei der Veranstaltung „Lipper lassen keinen allein“ am Freitagnachmittag (19. August 2022) zusammen.

Die couragierten Helferinnen und Helfer wurden bei einer Feierstunde im Kreishaus in Detmold geehrt, da sie, wie selbstverständlich, fremden Menschen zu Hilfe geeilt sind und auf unterschiedliche Art und Weise geholfen haben – getreu der Devise „Hinsehen, Handeln, Hilfe holen“. Dafür bedankte sich Herr Grabbe herzlich: „Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft ist. Sie sind echte Vorbilder für die Menschen in Lippe, wenn es darum geht aufeinander Acht zu geben.“ Durch die gemeinsame Veranstaltung der Kreispolizeibehörde Lippe und des DRK-Kreisverbandes Lippe, zu der auch Medienvertretende eingeladen waren, soll auf das wichtige Thema Zivilcourage aufmerksam gemacht werden. 

Auch der Vizepräsident des Kreisverbandes Lippe e. V. vom Deutschen Roten Kreuz, Ferdinand Josef Aßmuth dankte den Gästen für ihr beherztes Eingreifen: „Spontan und völlig unvorbereitet Großes zu tun, verdient Respekt und Anerkennung. Sie haben Mut bewiesen und sind aktiv geworden. Chapeau, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen allen!“ Als Dankeschön für ihr vorbildliches Verhalten erhielten die Ehrengäste Präsente der Polizei und vom DRK durch Herrn Grabbe und Herrn Aßmuth.

Auch Polizeidirektor Christian Peters, stellvertretender Abteilungsleiter der lippischen Polizei bzw. Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, wandte sich zum Abschluss mit persönlichen Worten an die Geehrten. Er betonte, dass Helferinnen und Helfer immer zuerst an Ihre eigene Sicherheit denken sollten und daran die Rettungskräfte zu benachrichtigen: „Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten zur Hilfestellung, wenn Mitmenschen in Not geraten sind. Achten Sie bei Ihrem Eingreifen immer auch auf Ihr eigenes Leben und riskieren Sie nicht leichtfertig Ihre Gesundheit. Rufen Sie stets die Profis von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei hinzu.“

Die Sachverhalte der couragierten Gäste von „Lipper lassen keinen allein 2022“:
 


 

Nach Radunfall Erste Hilfe geleistet

Sascha Heyer (44 Jahre / Lage) und Nathalie Fuchs (45 Jahre / Lage) leisteten am 3. Juli 2021 nach einem Unfall im Wald Erste Hilfe bei einem Schwerverletzten. Der 48-jährige Mann war in den späten Abendstunden in Oerlinghausen auf einem Waldweg mit seinem Fahrrad unterwegs, als er plötzlich stürzte und lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Herr Heyer und Frau Fuchs bemerkten den Unfall bei ihrem Spaziergang und eilten dem gestürzten Mann schnell zu Hilfe. Sie versorgten den Verletzten, riefen den Rettungsdienst und retteten ihm so das Leben.

Erste Hilfe nach Verkehrsunfall geleistet

Lisa Marie Heitmann (18 Jahre / Rheda-Wiedenbrück) kümmerte sich am 17. September 2021 nach einem Verkehrsunfall in Horn-Bad Meinberg vorbildlich um eine 21-jährige Schwerverletzte. Diese war auf der B 1 mit ihrem Auto auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem LKW zusammengestoßen. Obwohl mehrere Zeuginnen und Zeugen vor Ort waren, war Frau Heitmann diejenige, die die Initiative ergriff und der bewusstlosen und schwer verletzten Frau Erste Hilfe leistete, bis die Rettungskräfte eintrafen und übernahmen. 

Opfer nach Messerattacke betreut

Sarah Jahn (37 Jahre / Detmold) und Rene Luther (47 Jahre / Detmold) betreuten am 9. Oktober 2021 zwei Opfer nach einem Messerangriff und verständigten die Polizei. Die Männer wurden in einer Wohnung in Detmold von ihrem alkoholisierten Mitbewohner mit Messern angegriffen. Verletzt flüchteten sie auf die Hornsche Straße und trafen dort auf Herrn Luther, der gerade mit seinem Hund spazieren ging. Aufgrund von Sprachbarrieren konnte dieser nicht verstehen, was die Männer ihm aufgebracht zu erklären versuchten. Doch eines erkannte er schnell: Sie brauchten dringend Hilfe! Er benachrichtigte die Polizei und eilte nach Hause, um seine Freundin Frau Jahn dazu zu holen, die als Dolmetscherin arbeitet. Frau Jahn ließ sich von den Männern erklären, was passiert war und übersetzte dies den Einsatzkräften. Anschließend begleitete Frau Jahn die beiden Opfer auch ins Krankenhaus, um sie dort weiter zu betreuen und für sie zu dolmetschen.

Mann vor Kältetod gerettet

Udo Quisbrock (64 Jahre / Lage) rettete am 16. November 2021 in Lage einem stark unterkühlten Mann das Leben. Bei einem Spaziergang mit seinem Hund bemerkte Herr Quisbrock einen 98-jährigen Mann, der orientierungslos auf einer Wiese an der Oetternbachstraße saß. Da er sofort bemerkte, dass der Senior Hilfe benötigte, alarmierte er umgehend die Polizei. Der Rettungsdienst stellte im Anschluss fest, dass der Mann nur noch eine sehr geringe Körpertemperatur aufwies und Herr Quisbrock ihn durch seine Hilfe vor einem Kältetod gerettet hatte.

Brand in Nachbarhaus gemeldet

Stephanie (56 Jahre / Extertal), Lutz (57 Jahre / Extertal) und Greta Brakemeier (27 Jahre / Bielefeld) melden am 21. November 2021 einen Großbrand im Extertal. Durch ihre Hunde geweckt, entdeckte die Familie nachts, dass bei ihren Nachbarn auf dem Hof eine Scheune brannte und reagierte sofort: Sie verständigten die Feuerwehr, rannten herüber und klingelten die Nachbarn wach. So konnten diese ihr angrenzendes Haus noch rechtzeitig verlassen und sich in Sicherheit bringen. Die Scheune brannte durch das Feuer vollständig aus, doch dank Familie Brakemeier wurde niemand verletzt.

Opfer nach tätlichem Angriff betreut und Täter gestoppt

Sidar Özcelik (29 Jahre / Blomberg) und Katja Keller (42 Jahre / Bad Pyrmont) halfen nach einer Körperverletzung am 4. Dezember 2021 in Blomberg das Opfer zu betreuen und den flüchtigen Täter zu stoppen. Ein Mann wurde an diesem Tag aus einem Supermarkt verwiesen. Ein 83-Jähriger stand während dieser Situation an der Kasse vor dem Mann. Als der Senior den Markt verließ, griff der Mann ihn unvermittelt an, schlug ihm mehrfach mit der Faust ins Gesicht und beschimpfte ihn. Das Opfer stürzte zu Boden und wurde weiter attackiert, bis einige Zeugen dazwischen gingen. Herr Özcelik hinderte den Täter schließlich gemeinsam mit anderen Helfenden am Weglaufen, bis die Polizei eintraf. Frau Keller (42 Jahre / Bad Pyrmont), die als Kassiererin in dem Supermarkt arbeitet, betreute den verletzten Mann im Geschäft, bis der Rettungsdient die Versorgung übernahm.

Flüchtigen Rollerfahrer nach Verkehrskontrolle gestellt

Tim Alisch (24 Jahre / Lage) stellte am 9. Dezember 2021 in Lage einen Rollerfahrer, der nach einer polizeilichen Verkehrskontrolle flüchtete. Ein Polizeibeamter bemerkte während seiner „Fußstreife“, dass zwei junge Männer auf einem Roller auf der Rhienstraße in die falsche Richtung unterwegs waren. Als er den Roller anhalten und kontrollieren wollte, versuchte der Fahrer der Kontrolle zu entkommen und fuhr den Polizisten an. Dieser überschlug sich durch den Zusammenstoß und wurde verletzt. Auch die Männer auf dem Roller stürzten, flüchteten danach jedoch zu Fuß von der Unfallstelle. Herr Alisch verfolgte die beiden Männer gemeinsam mit einem weiteren Helfer, stellte sie und hielt sie fest, bis polizeiliche Verstärkung eintraf. 

Bei Widerstand mit der Polizei geholfen

Philemon Egwuatu (26 Jahre / Schlangen) half Polizeibeamten am 22. März 2022 in Schlangen bei einem Widerstand. Zunächst alarmierte er die Polizei, als ein 45-jähriger Betrunkener in der Innenstadt Passanten belästigte, indem er sie anschrie und bedrängte. Als die Polizei eintraf, griff der Mann die Beamten an. Herr Egwuatu half ihnen tatkräftig den Betrunkenen in Schach zu halten und schließlich in den Streifenwagen zu verfrachten, um ihn zur Ausnüchterung mit ins Gewahrsam zu nehmen.

Mädchen im Freibad das Leben gerettet

Phillip Berwanger (23 Jahre / Lügde) bewahrte ein junges Mädchen am 19. Juli 2022 in Horn vor dem Ertrinken. Herr Berwanger war an diesem sonnigen Tag gemeinsam mit Freunden im Freibad an der Rutsche, als er das Mädchen im Becken treiben sah. Er realisierte sofort, dass das Kind Hilfe braucht. Herr Berwanger zog die leblose 3-Jährige aus dem Wasser und trug sie zum Bademeister, der das Kind weiter versorgte, bis es wieder zu sich kam und es anschließend an den Rettungsdienst übergab. 

Kind im Freibad vor Ertrinken bewahrt

Sarah Friedrich (29 Jahre / Detmold) und ihr Bruder Alexander Hoffstiepel (34 Jahre / Bochum) retteten am 24. Juli 2022 einem Mädchen bei einem Badeunfall in Horn das Leben. Bei schönem Wetter besuchten sie mit Frau Friedrichs Kindern das Freibad in Horn. Herr Hoffstiepel übte gerade mit seinem Neffen das Tauchen, als ihm im Wasser ein Kind auffiel. Er tauchte danach und holte das leblose 8-jährige Mädchen aus dem Wasser heraus. Frau Friedrich stand derweil am Beckenrand bereit und übernahm das Kind von ihrem Bruder. Sie schrie nach dem Bademeister, der das Kind umgehend reanimierte. Gemeinsam wählten sie den Notruf und betreuten die aufgelöste Mutter des Mädchens, bis Hilfe kam.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110