Polizeinotruf in dringenden Fällen: 110

Menü

Inhalt

Cybercrime-Betrugsmaschen
Betrug im Netz - welche Maschen Kriminelle aktuell nutzen
Wir erklären Ihnen die neusten Cybercrime-Betrugsmaschen und verraten, wie Sie sich online vor diesen schützen können.
Nina Ehm

Rund um die Uhr online: Mit dem Smartphone in der Tasche sind wir inzwischen fast alle 24/7 im Netz unterwegs und immer erreichbar. Hier eine neue Nachricht, dort ein Kommentar auf Facebook, ein weiterer Like bei Insta, eine coole App installieren und in der 5-Minuten-Pause einmal schnell die aktuellsten News checken.

Doch geben wir nicht nur unserem Freundeskreis, der Verwandtschaft und Arbeitskolleginnen und -kollegen die Möglichkeit uns einfach und schnell per E-Mail, SMS, WhatsApp etc. zu erreichen – auch Kriminelle haben ihre Chance im Bereich Cyberkriminalität längst erkannt. Ihre Betrugsmaschen wechseln ständig, immer wieder entwickeln sie neue Varianten, über die sie versuchen an Ihr Geld oder Ihre persönlichen Daten zu gelangen.

Damit es erst gar nicht so weit kommt und Sie Opfer eines Online-Betruges werden, informieren wir Sie hier über die aktuellsten Cybercrime-Maschen im Frühjahr 2023. In unserem Überblick erklären wir den generellen Ablauf der Betrugsvarianten, sensibilisieren Sie für den Moment, in dem Ihre Alarmglocken anfangen sollten zu klingeln, und verraten Ihnen, wie Sie im Fall der Fälle am besten reagieren, um sich zu schützen.

Zahlungsmethode „PayPal & friends“

Viele Menschen nutzen den Zahlungsdienstleister „PayPal“ bereits seit vielen Jahren, um online Geld zu überweisen. Auch die Zahlungsmethode „PayPal & friends“ erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist grundsätzlich nur für Zahlungen unter Freunden und Familienangehörigen gedacht – also Personen, die man gut kennt – um beispielsweise Geld beim Kauf von Kinokarten vorzustrecken, Geld zum Teilen einer Restaurant-Rechnung oder für ein gemeinsames Geschenk zu sammeln. Der große Vorteil: Diese Zahlungen sind für beide Seiten gebührenfrei, denn es handelt sich bei diesen nicht um Zahlungen im Rahmen eines Kaufes.

Inzwischen wird die Option „PayPal & friends“ jedoch immer häufiger auch für Zahlungen an Fremde genutzt, zum Beispiel bei Käufen über Ebay-Kleinanzeigen. Was vielen nicht bewusst ist: Im Gegensatz zu „PayPal“ gibt es bei dieser Zahlungsform keinen Käufer- oder Verkäuferschutz und getätigte Zahlungen können im Nachhinein nicht storniert werden. Genau diese Tatsache nutzen Kriminelle aus: Sie bieten Waren zum Kauf an, fordern eine Zahlung über „PayPal & friends“. Doch die Ware wird nach Zahlungseingang nicht verschickt. Ihr Geld ist weg und Sie haben keine Chance die Zahlung zu stornieren. Bei der lippischen Polizei gehen in diesem Zusammenhang jeden Monat eine Vielzahl von Anzeigen wegen Betrugs ein.

Die Polizei warnt: Nutzen Sie die Methode „PayPal & friends“ ausschließlich für private Zahlungen an Menschen, die sie gut kennen und denen Sie vertrauen, und niemals für Käufe von Fremden.

Smishing-Links über SMS

Das Versenden von betrügerischen Links über persönliche Nachrichten ist wahrlich keine neue Betrugsmasche. So ist grundsätzlich von Phishing-Links die Rede, wenn diese per Mail verschickt werden. Erfolgt dies über SMS, spricht man von Smishing. Die Art und Weise dieser Betrugsmasche variiert stetig. Immer wieder lassen sich Kriminelle neue „Gründe“ einfallen, um Empfänger über Nachrichten zu locken, auf den schädlichen Link zu klicken und Ihre persönlichen, sensiblen Daten abzugreifen. Aktuell melden uns Bürgerinnen und Bürger vermehrt 3 Varianten von betrügerischen SMS, in denen ein Smishing-Link enthalten ist:

  • SMS von Banken: Der vermeintliche Absender dieser Nachrichten ist die Volksbank oder auch die Sparkasse. Behauptet wird, Ihr „Volksbank SecureGo“ wäre abgelaufen und Sie müssten Ihre Daten aktualisieren oder Ihr Zugriff auf die „Sparkassen pushTan-App“ würde bald enden und Sie müssen sich neu verifizieren. Weiterhin enthält die SMS einen Link, den Sie dafür anklicken sollen.
  • SMS nach Verkäufen über Ebay-Kleinanzeigen: Hier dient der Verkauf nur dazu an Ihre Daten zu gelangen. Ihnen wird etwas über das Portal verkauft und im Anschluss daran erhalten Sie eine SMS mit Link, um Ihre Kreditkartendaten zu bestätigen oder eine WhatsApp-Nachricht mit einem grünen Button (Link) „Geld bekommen“ - meistens versuchen es die Betrüger erst per SMS und anschließend per WhatsApp.
  • SMS mit Forderung von Zollgebühren: Aktuell verschicken Kriminelle häufig falsche SMS im Namen der Deutschen Post, DHL oder DHL Express und verlangen darin die Zahlung von Zollgebühren. Es wird behauptet, dass Ihr Paket aus dem Ausland käme und Zollgebühren anfallen würden. Die SMS beinhaltet einen Link, der angeklickt werden soll und auf eine Seite verweist, wo Sie Ihre Kreditkartendaten eingeben sollen. Die Aufmachung der Seite wirkt sehr professionell, so dass Empfänger der Nachricht zunächst keinen Verdacht schöpfen, dass es sich hier um einen Betrug handelt. Bereits mehrere Lipperinnen und Lipper gaben Ihre Kreditkartendaten durch diese Masche weiter, in einigen Fällen konnte die Überweisung noch rechtzeitig von der Bank gestoppt werden.

Die Kombination aus SMS und Kurz-Link ist äußerst gefährlich: Auf einem PC oder Laptop kann einfach über den „Mouseover-Effekt“ (mit der PC-Maus über ein Element – in diesem Fall den Link - fahren) kontrolliert werden, welche wirkliche Adresse ein Link aus einer Mail hat; bei einem Smartphone ist dies jedoch in einer SMS gar nicht möglich. D.h. das Ziel des Links kann ein anderes sein, als Ihnen suggeriert wird.

Die Polizei rät dringend:

  1. Wenn Sie eine solche SMS mit Link bekommen, löschen Sie diese am besten sofort!
  2. Klicken Sie grundsätzlich niemals auf einen Link, den Sie über eine Kurznachricht erhalten haben!
  3. Wenn Sie Ihre Kontodaten bereits preisgegeben haben, informieren Sie zeitnah Ihre Bank, lassen Sie Ihre Kreditkarte sperren, kontrollieren Sie Ihre Zahlungen und lassen Sie diese gegebenenfalls zurückbuchen!
  4. Wenden Sie sich an Ihre Polizei und erstatten Sie eine Anzeige!
     
Cybergrooming über die Videochat-App „Ome TV“

„Ome TV“ ist ein anonymer Videochat, der in letzter Zeit an Popularität gewonnen hat. Millionen von Menschen haben die App auf ihren Handys und Tablets installiert, täglich sind darüber etwa 100.000 Personen online. Der Videochat ist kostenlos und ohne Registrierung verfügbar. Um mit dem Chatten zu beginnen, muss einfach nur der Chat auf Ihrem Gerät gestartet werden. „Ome TV“ funktioniert wie die Varianten „Omegle TV“ und „Chat-Roulette“ und verbindet Nutzer mit zufälligen Fremden, die auch in der App unterwegs sind. Laut Anbieter ist der Videochat ab 17 Jahren erlaubt. Wie bei allen Apps ist es jedoch kein Geheimnis, dass auch viele jüngere Kids diese nutzen, indem sie ein höheres Alter angeben, um dabei sein zu dürfen. Nach einer Angabe seines Geschlechtes versucht das System der App passende Gesprächspartner für den Videochat für Sie auszuwählen. „Ome TV“ hat darüber hinaus einen geografischen Filter, über den Sie von der App nach Personen im Bereich Ihres Standortes suchen lassen können.

Die Videochat-App war bereits auf mehreren Elternabenden an Schulen Thema: Eltern berichten unserem Cybercrime-Spezialisten des Kriminalkommissariats Kriminalprävention und Opferschutz immer wieder, dass Ihre Kinder die App nutzen und es in diesem Zusammenhang bereits zu sexuell übergriffigen Vorfällen gekommen ist. Nicht immer wurden diese der Polizei angezeigt. Ältere Männer nehmen über die App Kontakt zu jüngeren Mädchen oder Jungen auf und versuchen darüber an pornografische Bilder von ihnen zu gelangen, indem sie diese live im Video-Chat dazu auffordern sich auszuziehen (Stichwort Cybergrooming = sexueller Missbrauch im Netz). 

Die Polizei warnt:

  1. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Videochat-App und die Gefahren, die drohen. Auch in anderen Apps oder Messenger-Diensten (zum Beispiel „TikTok“, „Snapchat“, „Knuddels“ uvm.) kann es zu Cybergrooming kommen, wenn sich Ihre Kinder in Chats mit fremden Menschen austauschen.
  2. Behalten Sie daher immer gut im Auge, wo sich Ihr Kind online aufhält und viel Zeit verbringt.
  3. Sollte Ihr Kind Ihnen von einem Vorfall berichten, nehmen Sie bitte Kontakt mit der Polizei auf und erstatten Sie eine Anzeige!
Phishing-Attacke bei eBay Kleinanzeigen

Auf dem bekannten Online-Portal tritt aktuell eine neue Betrugsmasche im Zusammenhang mit Verkäuferinnen und Verkäufern auf. Das Vorgehen: Eine interessierte Person fragt nach der E-Mail-Adresse, um das gewünschte Produkt bezahlen zu können. Anschließend wird geschrieben, dass bereits über die „Sicher bezahlen“-Funktion gezahlt worden wäre. Um das Geld nun zu erhalten, solle man eine E-Mail bestätigen, die angeblich von eBay Kleinanzeigen selbst käme. Die besagte Mail erscheint, so dass zunächst kein Verdacht geschöpft wird. Wer aber auf den Link klickt, wird zur Verifizierung der Kreditkarte aufgefordert und gibt persönliche Daten an Kriminelle preis.

Es existiert zwar tatsächlich ein Bezahlsystem namens „Sicher bezahlen“ bei eBay, dabei müssen Verkäuferinnen und Verkäufer jedoch nicht aktiv werden oder einem Link folgen: Das Teilen sensibler Infos wie Telefonnummer, Bankverbindung etc. ist hier NICHT erforderlich.

Auch die lippische Polizei erhält täglich eine Vielzahl an Anzeigen wegen Warenbetruges über ebay-Kleinanzeigen – darunter auch diese neue Masche. Tipps der Polizei:

  • Klicken Sie nicht auf übersendete Links und geben Sie keine persönlichen oder vertraulichen Daten heraus.
  • Falls es bereits zu spät ist: Lassen Sie Ihre Karte oder den Bank-Account im Bedarfsfall sofort sperren.
  • Informieren Sie das Verkaufsportal und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Für alle, die es noch nicht wussten: Das beliebte eBay-Portal ändert übrigens zum 16. Mai 2023 den Namen und wird dann zukünftig nur noch „Kleinanzeigen“ heißen. Bitte beachten!

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110